[S. 1]

  1. Ich, Berbelin Ritzin[1] von Louffen[2] Basslera bistumbs tun kunt mit hant und gewalt
  2. Mauritzien Bitzschart[3], mins sons und vogts[4] dem ich der vogthy bekantlich und anred
  3. bin, demnoch ich vormaln durch etlich, so mir bessers nit ganten, verlumbdet gewesen,
  4. das ich mich hechssery[5] geprucht solt haben unnd us sollicher lumbden[6] inn des hochwir-
  5. digen fursten unnd h[e]rn, h[e]rn Caspars bischoff zu Basel[7] mins gnedigen h[e]rn, gefangen-
  6. schafft komen, doch uff min und miner angeporn[en] frunden demutig bitt gnediglich
  7. gelassen bin das ich da mit hand und gewalt des genan[ten] Mauritzien mins sons und
  8. vogts, liplich[8] unbezwungen und ungetrungen sond[er] fry und lidig aller banden, zu gott
  9. und den heiligen mit uffgehebten vingern und gelerten worten gesworn hab, sollich
  10. gefangenschafft und alles das so sich darinn und darund[er] begeben hett in keinen weg,
  11. weder mit worten nach wercken durch mich nach ander zu rechen nach eͣferen[9]
  12. sollichs ouch zu tund nit gestatten sond[er] einen ewigen suͦn[10] friden und urfechdt[11]
  13. gegen dem genan[ten] minem gnedigen h[e]rn von Basel siner gnad[e]n stifftb und nachkom[en]
  14. und[er]tanen und v[er]wanteͤnc geistlich und weltlich zu halten und sy sampt und sonders mit
  15. gericht recht nach sust zu bekenn her[e]nd nach fur ze nem[m]ene, sonder hab oder gewinn ich
  16. utzit mit denselben mins gnedigen h[e]rn von Basel oder siner gnaden nachkom[m]enf
  17. und[er]tonen wir die genant oder wo sy gesessen sint zu schaffen warumb das so geistlich
  18. sachen nit berür[e]ng ist oder sin wurt darub[er] soll ich recht geben und nem[m]en an den
  19. enden und inn den gerichten und sy gesessen sint unnd das so da geurteilt oder ge-
  20. sprochen wurt vollziehen und darwider nit tuͦn on wit[er] weigern dingen beruffenh
  21. unnd appellier[e]n mit dem beding har inn berett. Ob ich an mir selbs so untur und
  22. sollichs sampt und sond[er]s nit halten wie und wann sich das fügen wurd, alsdann
  23. so wer und solt ich sin erloß[12] meyneidig und verzalt und mich also v[er]wurckt hab[e]n
  24. das desselben mins gnedigen h[e]rn oder siner gnaden nachkom[en] amptlut und wer inen
  25. des helffen will mogen min lib und guͦt wo sy das begriffen und finden mit eignem
  26. gewalt on erlangen etlich[en] gerichten angriffen hin biß an ir gewarsame füren unnd mit
  27. mir und dem minen handeln tun und schaffen nach irem gevallen des ich inen macht
  28. unnd gewalt unnd mich aller gnaden fryheiten gerichten rechten unnd alles des damit
  29. ich mich wider obgemeldet ding behelffen möcht v[er]zigen und begeben und zu mer[en]
  30. sicherheit den genan[ten] Mauritzien und Hansen Bitzschart[13] mine sön fur mich zu
  31. rechten weren und burgen gegeben und gesetzt hab, als ob ich alle od[er] etlich ding davor
  32. beschriben nit hielte, das dann des genan[ten] mins gnedigen h[e]rn von Basel od[er] siner
  33. gnaden nachkom[en] amptlut zu lib und guͦt derselben m[i]neri sönen wa sy die finden und
  34. begriffen wurden griffen mit denen als dem minen wie vorstat tun und handeln
  35. mochten on derselben miner sonen und menglichs von iren wegen irrung zutrag
  36. unnd widersprechen. Unnd des zu urkund so hab ich die genant Berbelin Ritzin
  37. mit vlis erpetten den ersamen und furnemen Üllin Weber[14], meyer zu Louffen[15],
  38. sin insigel fur mich in disen brieff zu trucken. Das ich derselb Üllin Weber bekenn
  39. von sollich[er] bitt wegen doch mir und minen erben onschaden geton haben. So bekennen
  40. wir obgenan[ten] Mauritz und Hans Bitzschart obgerurt[en][16] burgschafft und werschafft[17]
  41. globen ouch der statt zu tund. Unnd des zu urkund so haben wir den furnem[m]en wisen
  42. Hans Heinrichen Üllin[18], vogt zu Zwingen[19], unsern lieben h[e]rn gebetten sin insigel har in zu truckon
  43. uns obgeschribner ding zu besagend. Das ich Hans Heinrich obgenant von bitt wegen
  44. geton, doch mir und minen erben onschedlich. Der geben ist uff mentag nach sant
  45. Bartholomeus tag[20] nach Christi gepurt thusent vierhundert und inn dem ein unnd
  46. nundtzigsten jar.k

 

 

 [S. 2]

  1. Berbelin Ritzin von
  2. Louffen urfecht.

 

 

[Vermerke von anderen Händen, vermutlich später]

  1. zwl
  2. 1491.m
  3. Barbe Ritzin de Lauffonn
  4. Urphède (Hexerei), avoué: sa fils Maurice Bitschard (et sa autre fils Jean)o
  5. Criminalia, Laufen – Zwingenp
 

[1] Nicht näher identifizierbar.

[2] Laufen. Stadt unter bischöflicher Herrschaft, verwaltet von einem bischöflichen Meier, ab 1459/61 zur Vogtei Zwingen gehörend. Vgl. Fridrich, Anna C.: Laufen (BL, Gemeinde), in: HLS, Version vom 18.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000384/2008-11-18/ (Stand: 10.01.2022).

a Das lange s und das darauffolgende kurze s könnte möglicherweise auch als ß transkribiert werden. Da sich das Schriftbild vom ß doch etwas unterscheidet, wurde es dennoch als ‘ss’ transkribiert.

[3] Nicht näher identifizierbar.

[4] Vormund.

[5] Hexerei.

[6] Üble Nachrede bzw. wegen solcher Verleumdungen, vgl. Schweizerisches Idiotikon, Bd. III., Sp. 1273. Online: https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id3.htm#!page/31271/mode/1up (Stand: 10.01.2022). 

[7] Kaspar Zu Rhein (1433 – 1502). 1479 bis 1502 Bischof von Basel. Vgl. Bosshart-Pfluger, Catherine: Zu Rhein, Kaspar, in: HLS, Version vom 12.09.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013095/2012-09-12/ (Stand: 11.01.2022).

[8] Leiblich, körperlich. Vgl. DRW, Bd. VIII, Sp. 1101. Online: https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=leiblich&darstellung=%DC (Stand: 11.01.2022).

[9] Äferen bzw. schwatzen, unnötig wiederholen. Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Bd. I, Sp. 106. Online: https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id1.htm#!page/10105/mode/1up (Stand: 11.01.2022).

[10] Urteil, Versöhnung, Frieden. Vgl. «suon», in: Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 2, Sp. 1322. Online: www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemid=S09323 (Stand: 11.01.2022).

[11] Urfehde. Vgl. «Ur-Fêchd», in: Schweizerisches Idiotikon, Bd. I, Sp. 645. Online: https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id1.htm#!page/10645/mode/1up (Stand: 10.01.2022).

b Lesung unsicher.

c Lesung unsicher, übergeschriebenes ‘e’ ebenfalls unsicher.

d Lesung unsicher, Schriftbild des Anfangsbuchstabens ist einem ‘b’ eigentlich ähnlicher als einem ‘h’. Im Original zudem zusammengeschrieben.

e Im Original zusammengeschrieben («furzenemen»).

f Auflösung der Abkürzung unsicher, ev. auch «nachkomen[den]».

g Lesung unsicher. Übergeschriebenes Zeichen ebenfalls unsicher, möglicherweise auch ‘uͤ’ statt ‘ü’.

h Lesung unsicher. Möglicherweise mit einem nicht genau erkennbaren Distinktionszeichen über dem ‘u’, ev.  überge-schriebenes ‘e’.

[12] Ehrlos.

[13] Nicht näher identifizierbar.

i Im Original «mner», angenommener Schreibfehler.

[14] Nicht näher identifizierbar.

[15] Verwalter. Vgl. Steiner, Peter: Meier (Verwalter), in: HLS, Version vom 22.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/046309/2008-10-22/ (Stand: 11.01.2022). Die Verwaltung von Laufen lag in der Hand eines bischöflichen Meiers (vgl. oben, Fussnote 4).

[16] Obgenannt. Vgl. «gerüren», 3. als part. Adj. erwähnt, genannt, in: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Online: http://fwb-online.de/go/ger%C3%BCren.s.3v_1619702392 (Stand: 11.01.2022).

[17] Bürgschaft, Gewährleistung (für Verpflichtung eines Dritten). Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Bd. XVI, Sp. 1017. Online: https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id16.htm#!page/161015/mode/1up (Stand: 10.01.2022).

[18] Hans Heinrich Ullin (von Delsberg). Möglicherweise bereits 1483/84 Vogt von Zwingen, da er (oder eine gleichnamige Person) in dieser Zeit vom ersten Vogt der Herrschaft Zwingen (Veltlin von Neuenstein) entführt wurde. Vgl. Nipp, Manuela: Veltlin von Neuenstein, in: Historisches Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft. Online: https://personenlexikon.bl.ch/Veltin_von_Neuenstein (Stand: 11.01.2022).

[19] Zwingen (Basel-Landschaft). Zwingen wurde 1459 vom Bischof von Basel (nach dem Tod des Freiherren Rudolf von Ramstein) gemeinsam mit Röschenz und Wahlen erworben. Aufgrund von Erbstreitigkeiten übernahm der erste (vom Bischof entsandte) Vogt jedoch erst 1461 sein Amt. Zur Landvogtei Zwingen gehörte auch die Stadt und Vorstadt Laufen, sowie Liesberg und Bärschwil (bis 1527). Fridrich, Anna C.: Zwingen, in: HLS, Version vom 18.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000389/2014-11-18/ (Stand: 11.01.2022).

[20] 24. August.

k Auf der Vorderseite (ca. auf Höhe von Zeile 5) findet sich zudem eine mit Bleistift geschriebene Randnotiz von einer späteren Hand (Zweite Hand): «Hexarei gebruchs».

l Dritte Hand. ‘Zw’ möglicherweise als Abkürzung für «Zwingen». Lesung jedoch unsicher, könnte auch ‘zu’ statt ‘zw’ sein

m Vierte Hand. Seitlich, quer zur Textrichtung der Ersten Hand.   

n Fünfte Hand. Seitlich, quer zur Textrichtung der Ersten Hand.

o Sechste Hand. Seitlich, quer zur Textrichtung der Ersten Hand, mit Bleistift geschrieben. Vermutlich Archivvermerk aus dem 20. Jahrhundert.

p Siebte Hand. Seitlich, quer zur Textrichtung der Ersten Hand, mit Bleistift geschrieben. Vermutlich ebenfalls Archivvermerk aus dem 20. Jahrhundert.