Kriegsordinantz der catholischen eidt-
gnossen ins veld.
[Im Namen der hl. Dreifaltigkeit und Maria]
Sodan wir uss sonderm gutem geneigten gunst liebe
unnd fründtschafft, so wir zu dem durchlüchtigisten
hochgebornem fürsten und herren, herren Carolus
Emanual hertzogen zu Savoy, Chablays unnd Augst,
fürsten im Piedmont, unserm gnädigisten herren
unnd pundtsgnossen tragent, dessglychen auch
zu erhaltung der billicheit, nach unserm und unser
fromen altvordern harkomen, uns mit gutem
gunst und verwilligung unser g h obern und
vättern, in hochstgedachtem fl dt von Savoy
dienst begeben, da so werden ir all gemeinlich
dem selbigisten unserm gnädigisten herren unnd pundts-
gnossen, zu siner fürstlichen durchlüchtigkeit, ouch
deren obersten, lüttenant houptlütten unnd zuge-
ordtneten amptzlüthen und annwälten diser
geselschafften oder fendlinen, mit uffgehepten henden
unnd gelerten worten, alls volgen würt, zu
Gott und den heiligen schwören, diese nachvolg-
ende artickhel, wie von wort zu wort harnach
volgent, styff unverseret und getrüwlich zehallten.
[Erster und wichtigster Artikel: Ehre Gottes]
(2)
...
[nicht fluchen, Feiertage berücksichtigen]
...
(3)
...Daby söllent ir üch ouch sonderlich
dess vyhischen und unordenlichen und überflüssigen
zutrinckhens, gentzlich müessigen und schonen,
damit ein ieder in schimpff oder ernst wüssen
möge wass er zeschaffen, und wir destomer
glückh und heil habent.
...
Zum andern, so söllent und werdent ir schwören
einen rechten ordenlichnen eidt, hochbemeltem uns-
erm gnädigisten fürsten und h, dem hertzogen von
Savoy, uffrecht, getreüwlich, ehrlich und redlich
zedienen, ouch ir fl dht nutz und fromen ze-
fürderen, und iren schaden zewenden, nach üw-
erem allerbesten vermögen.
[Einsatzverbot gegen die Eidgenossenschaft
und Verbündete, Recht auf Heimrufung]
(4)
...
Zum dritten werdent ir schwören, das welcher in
einem monat gemustert, oder glych one musterung
bezalt würdt, derseblig den selbigen monat uss-
dienen, und nit hinwäg louffen sölle, one sines
obersten oder houptmans wüssen und willen,
der aber sölliches übersäche, und also hinlouffende
ergriffen wurde, den soll und würdt man
an lyb und guot straffen, und ob aber einer in
söllicher ungehorsame heimlich oder offenlich one
sines houptmans wüssen und willen, entuffe
und nit ergriffen wurde, den soll und würt
man für einen ehrlosen und meyneiden man
halten.
[Viertens: Gehorsam beim Erstellen der Ordnung,
wer nicht folgt, wir vom Lager gejagt.]
(5)
Zum 5. soll auch keiner, in einer söllichen zugordnung,
kein uffruor anfachen, noch verschaffen zethund.
Es sye mit schlachen howen oder stechen, oder sonst
mit worten und werckhen. Desglychen
ouch in der zugordnung keiner den andern werffen.
Dann wöllicher diss übersächen, den würdt
man am lyb und gut straffen, darnach soll sich
ein ieder zuhalten wüssen.
[Sechstens: Gehorsam gegenüber Haupt- und Amtsleuten,
vor allem auf der Wache]
(6)
[Siebtens: eigenes Gericht, man solle Ruhe bewahren]
[Achtens: keinen alten Hass, Neid, Schaden gegen andere
hegen]
Zum 9. fügte sich dz zwüschen etlichen spän unnd stöss
oder uneinigkeit entstünde, es wär heimlich oder
offenlich, so söllend der oder die so daby wären,
by iren eyden sich darzwüschen thun, frid uffnemen
mittlen und vor zerwürffnus und thaden sin
so wyt inen möglich. Darzu soll auch
sich niemant parthyen, oder rotten, iedoch vor-
behalten, wo einer sinen bruder oder verwandten
den er zuerben unnd zurächen hette, in lybs
nötten säche oder funde, wälcher aber nach
(7)
unser altvordern gwonheit und alten loblichen
bruch nit wolte frid oder trostung geben. Oder
aber dieseblige trostung so ime gebotten nit hielte
oder bräche. Der soll an lyb und gut gestrafft
werden.
Zum 10. bo einer ann dem anderen ützit zesprechen
oder vorderung und ansprach hette, so soll der
ansprechend den anderen umb sin ansprach
under dem regiment oder gselschafft diss zugs
mit gericht und recht fürnemen und beklagen.
Dessglychen ouch, wo ouch einer an einen houptman
ansprach hette, so soll er ime darumb in disem
zug, derwylen man daryn zu krieg lyt,
mit recht annemen oder anlängen. Dan wo einer
dz nit thäte, der krieg endet sich über kurtz
oder land, so soll der houptman einem söllichen
ansprächer, als dan umb sin ansprach weder
vor gericht und recht, in keinen wäg wyters
zeantwortten, nützig mer schuldig noch verbunden
sin, es wäre dan sach dz man im dem zug und
regiment nit mer recht hielte.
Zum 11. so soll keiner sin gwör oder waffen,
welcherley das wäre, von ime werffen noch
schiessen.
Zum 12. ob einer sich so ungschickht und unbendig
erzeigte, dz er sich nit wölte gehorsam oder
underthenig machen lassen, den soll man da-
rumb straffen und dann abwysen, möchte
aber dasselbig by ime nit verfachen, sonder sich
nit wolte wysen lassen, und wyter unge-
schickht erfunden wurde, so söllend die
(8)
bywässenden oder andere so dz hortend oder säch-
ent, dem herren obersten und den houpt-
lüthen sölliches anzeigen, die söllent und werd-
ent ime dem obersten richter überantworten
inne nach sinem verdienen zestraffen.
Zum 13. wan sich ein sturm, strytt oder gefächt
zuträge, dz sich ein ieder darzu schickhe, und sich
darzu keins weges hinstellig machen, so aber
einer flucht machen oder wychen wurde, wan dan
der nechste der ime betretten mag, wär der wäre,
einen söllichen flüchtigen ersticht, oder sonst vom läben
zum tod bringt. Da soll der selbig thäter nie-
manden darumb zuantworten haben, sonder
allerdings und vormencklichen entschuldiget haben.
Zum 14 werdent uns söllend ir schwören dz
keiner under üch wär der wäre sich under-
stande einiche musterung, gmeind, rott
oder veramlung zemachen, noch zu söllichen umb-
schlachen oder rüeffen lassen sölle, under dem
schyn alls ob man gemeiner knechten nutz dar-
durch schaffen wöllte. Oder andere houptlütt
uffzewerffen, dessglychen ouch die knecht uss
dem läger zefüren, wie dz fürgenomen oder
understanden möchte werden, heimlich oder
offenlich, one unser lieben und gepietenden h
obersten und der houptlüthen, wüssen und
willen. Dan wär die wäre so hieryn
ungehorsam, sölliche ordnung übersächen und
sich darwider setzen, oder sonsten einicherley
untrey, pratickhen und unruw, under dne
knechten und im läger anrichten, oder ide knecht
(9)
zu ungehorsame oder uffrur bewegen, oder
uffwiglen wurde, oder durch andere verschüffe
gethan werden, es wäre mit worten oder
werckhen, der soll sinem verdienen nach
an lyb und gut gestrafft werden.
[15. Verbot argwönischer Spiele]
Zum 16 und ledtsten. Diewyl dan unsre
frome altvordern also harkomen, und ein
christlichen loblichen alten bruch gehpt und
noch habent, wölliche sy stytt gehalten, daby
ouch desto mer sig, gnad und glückh von Gott
gehept. Namlich dz sy by höchster straff und
ungnad verbotten, das neimandts weder
kilchen, kilchenzierd, gotzhüser, müllinen,
pflüg und beckhenhüser, priesterschafft oder
geistlich personen, wass stands und geschlechts
die syen, schwangere frown, iunckfrowen
und töchtern, alte und erbare lüth, iunge
kinder, angryffen antasten, übergwaltigen
schmechen, schenden noch enicher gstalt beleidigen
(10)
oder bekümberen, dessglychen sy ouch alle
gemeinlich und sonderlich, es wären gotz-
hüser, kilchen, kilchenzierd, müllinen, beckhen-
hüser unnd buwgschir, darzu ouch die
personen geistlichen oder weltlich alls obstath,
weder plünderen, berouben, anzünden, ver-
brennen, zerstören, schleizen, oder nider ryssen
und sonst schedigen sölle. Was gstalt dz wärem
one usstruckenlich und sondern bevelch und
erlouptnus unser h dess obersten, unnd
der houptlüthen. Sonder dz ein ieder sölliches
alles so wyt und fer ime möglich, schirmen
und retten, alles übel und beschdigung davon
wenden, und aller ungebür vorsin und wären.
Und also diser ordnung in keinen wäg zuwider
handlen sölle und wölle. Wölliches alles
ir darumb ouch stytt zehalten, schwören werdent,
damit also wir unser fromen altvorderen
loblichen gwonheiten und brüchen alls forme
catholische christen nachfraen, unser altlob
erhalten, und von Gott dem allmechtigen
in allem unseren thun und lassen, desto mer
gnaden, glückh und heils erlangen mögen,
dz verlyche uns die hochheilig dryfaltigkeit,
nebent dem trostlichen fürbitt der himelkünigin
Mariae und alles hymlischen hörs, die unser
geleit schirm und stercke sin wöllent. Amen.