Kriegs ordinantz für die herren obersten

und houptlütt so diser zytt in dienst der

catholischen pundtsfürsten und ständen

in Franckrych, von catholischen orten der

Eydgnossschafft züchent. 1589

In dem namen der aller heiligisten unzertheilten und

hochloblichisten dryfalltigkeit und einigen Gottheit

und heiligen Muotter Gottes Maria unser gethrüwen

fürpitterin und alles himlichen hörs.

So dann wir bewegt us catholischem christlichem

yffer ouch sonderm guttem geneigtem willen und

anmuttung so wir tragend zuo dem durchlüchtig-

isten hochgebornen fürsten, und herren, herren Carlen

hertzogen Dumaynne payr und grand chambellan,

ouch der zytt general oberster lieutenant und

statthallter der cron Franckrych, und der übrigen

mittvereinigten fürsten, herrn, geistlichs und wellt-

lichs stands, adels, stetten, ständen, und gemein-

den waarer catholischer religion in Franckrych, so

sich zu erhalltung und beschirmung der selbigen

waaren catholischen religion, ouch dapfferen wider

satz der bösen anschlägen der ienigen so inen fürge-

nomen oder understan möchten, sy und den selbigen

unseren waaren catholischen glouben zeundertrucken

und usszerütten, mitt christlicher verpflichtung

zu samen vereint und verbunden. Zu glychför-

miger intention und meinung ouch erhalltung der

billicheit, schein und erhalltung gesagts unsers

waaren ungezwyffleten christlichen catholischen römischen

gloubens, nach unserm und unser frommen allt-

vordern, harkommen und gewonheit, uns mitt

gunst und bewilligung unser gnädigen herren und

(2)

obern in hochgedachter fürsten herrn stetten und

ständen diest begeben. Da so werdent

ir all gemeinlich der selbigen unser gnädigsten

herren der vereinigeten pundtsständen, alls

deren obersten und houptlütt, sampt den zuge-

ordneten amptslütten und anwällten diss regiments

zu Gott und den heiligen schwören, diese nachvollg-

ende artickel wie von wort zu wort har-

nach volgen uffrecht erbarlich gethrüw erlich und

ungefarlich zehallten.

Zum 2. werdent ir ouch schwören diser ver-

einigeten pundtsständen uffrecht gethrüw erlich

und erbarlich zedienen, ouch derselben eer, nutz, und

frommen zefürdern und iren schaden zewenden nach

üwerem besten vermögen. Und wider alle die

zesynd, so inen ouch widrig sind, das vorbehallten

unser gnädig herren und oberen, und das wir

widerumb in unser vatterland abzuchen söllent und

mögent wann wir von den selbigen unsern herren

und obern dess ermant und ervordert werdent.

Zum 3 alle für den höchsten und fürnembsten ar-

tickel, sittenmal dann all unser leben und

was wir haben, uss der güttigkeit Gottes dess

allmechtigen harflüsst, und wir one desselbigen alls

unsers rechten waaren obersten herrn und

schöpffers hillff und gnad nützit vermögent

und von desswegen dem selbigen unserm heiland

und seligmacher Jesu Christo, ouch siner userwöllten

muotter der übergebendeytten iungkfrowen

Maria und allem himlichen höre zedienen, sy

zu vereren und vor ougen zehalten pflichtig und

schuldig sind, damitt wir von inen zu er-

nüwerung erhalltung und meerung un-

sers allthargebrachten lobs und eeren, zu nutz

und trost unserm vatterland, notwendige hillff

(3)

glück und heil erlangen mögent, wöllichem nun

wir ietz ouch noch zevolgen begerent, so ist der-

halb unser erenden gebiettenden lieben herrn

obersten und der houptlüt ernstlich will

und meinung das ir üch gemeinlich aller gotts-

forcht zucht und erbarkeit beflyssent wie

das fromen christen gebürt und zustat, und un-

ser frommen alltvordern ouch gethan. Demnach

üch sonderlich verschwören, fluchen und gott-

lestern hütten, allso das üwere keiner wär

oder was stand der sye, den namen Gottes

nitt unnutzlichen in mund nemen, by dem selbigen

oder ouch den heiligen sacramenten und synen

bittern lyden und sterben, noch andern dingen so

christen lütten verbotten und nitt gezimpt, schwören,

oder fluchen sölle in was gstallt das sye, ir

söllen ouch in sachen so die heilig christlich kilch

gebütt, und der seelen heil betrifft, christliche

gehorsae, und besonder ouch alle gobtten fasttäg

hallten, es sye freytag sambstag und andere was

fastage das syent, so von der kilchen uffgesetzt, an

den selbigen dhein fleisch noch ander verbotten

spysen essen noch niessen. Es wäre dann sach das

sollches die nottdurfft erhiesche und von den

geistlichen vorstenden erloupt wurde, nach der

ordnung wie das bishar in den catholischen

eydgnossischen regimenten gebrucht worden.

Daby söllend ir üch ouch sonderlich dess vyhischen

unordenlichen und überflüssigen züchens und zuotrinck-

ens gentzlich müssigen und schonen, damitt ein ieder

in schimpff und ernst wüssen möge was er

zeschaffen und wie desto meer glücks und heils

habent dann es den übertrettern, ungestrafft

nitt hingan sol. Es möcht ouch einer mitt dem

schwören und gotslestern sich gröblich übersehen

man wurde inne an lyb und gutt sinem verdienen

nach straffen.

(4)

Zum 4. werdent ir schwören, das wöllicher

in einem monat gemustert, oder glych one mu-

sterung bezallt wurdt, derselbig denselbigen monat

ussdienen und nitt hinweg zühen sölle one synes

obersten oder houptmans wüssen und willen,

der aber sollches übersihe, und allso hinlouffende

ergriffen wurde, den sol und würdt man an lyb

und gut straffen. Ob aber einer in sollicher un-

gehorsamer heimlich oder offenlich one dess obersten

oder houptmans wüssen und willen entlüffe

und nitt ergriffen wurde, den sol und würdt

man für ein meyneyden erlosen mann hallten.

Zum 5 werddent ir schwören wann der

oberst oder die houptlütt heissent ein ordnung

machen es sye zu lärman oder sonst zu der

zugordnung, so offt und dick es von den obersten

und houptlütten bevolchen wurdt, das üwer

ieder dem herren obersten und den houptlütten

oder den verordneten amptslütten gehorsam sin

wölle, und von stund an so er ervordert oder ge-

heissen würd tin die ordnung zestan, allso dz

sich dheiner dessen sperren oder widerspennig

machen oder schaffen gehtan werde, dann ob einer

daran ungehorsam funden, den sol und wil man

straffen nach sinem verdienen, und von stund an

uss dem läger schicken.

Zum 6 sol ouch keiner in einer söllichen zug ordnung

kein uffruor anfachen noch verschafften zethund,

es sye mitt schlag how oder stich oder sonst mitt

worten und wercken, dessglychen ouch in der zugord-

nung keiner den andern werff, dann wöllich

söllichs ubersehen den wurdt man an lyb und

gutt straffen, darnach sol sich ein ieder zehallten wüssen.

Zum 7 werden ir schwören unsern gepiettenden

(5)

herren obersten und den houptlütten underthänig

gethrüw, gewärtig und gevölgig zesynd, nach

bestem vermögen, darzuo den selben und iren

amptslütten was die sygent, glychsfals in

allen zimlichen und billichen sachen zu gehorsamen

und besonders uff den wachten wohin und

warzuo ein ieder verordnet würdt zuo blyben,

und was dann zu verwachen bevolchen wäre, oder

geheissen wurde, davon dannen nitt zu wychen

bis uff die zytt so der wachtmeister inne heisst

abzühen, oder sonst ein anderer inne darab lösst,

darzu uff der wacht keins weges zeschlaffen sonder

gethrüwlichs uffmercken zehaben, und was argwänigs

oder gefärlich zemelden, wie ime bevolchen würdt

ouch mit der losung behutsam und wolbedacht

sin, und ob sich ein läremen zu trüge, sich one verhin-

derung aller dingen darzu fügen, und sich in die

ordnung ze stellen und darvon mitt zewychen bis

uff bescheyd dess herrn obersten und er houpt-

lütten, wöllicher aber daran ungehorsam und

one dess obersten oder synes houptmans wüssen

und willen ab der wacht ginge, den würdt man

an lyb und gut straffen.

Zum 8. das ir gemeinlich und sonderlich ein ge-

mein regiment, gericht, recht und alle ampts-

lütt wöllent hellffen beschützen, beschirmen und hand-

haben, dessglychen ein ieder sich dess gerichts und rech-

tens, ouch der billicheit gegen dem andern benügen

und ersettigen lasse, damit man in ruowe blyben

möge, ouch wider recht und billichs inmanden

ützit widerfare.

Zum 9. das keiner under üch dheinen allten hass, nyd,

noch schaden gegen den andern weder vor

dem rechte noch sonst an andern orten rächen noch

öffnen, dann dessilbigen gantz und gar nützit gedacht

(6)

werde, darzu ouch was in disem für genomnen zug

nitt vergangen, oder den selbigen antrifft, sol keiner

an dem rechte einichen nutz bringen, sonder der beklagt

oder angetast von synem wedersächer desshalb uner-

sucht blyben.

Zum 10. fügte sich das zwischen ettlichen spänn und stöss

oder uneinigkeit entstünde, es wäre heimlich oder

offenlich, so sollent der oder die so daby wären

by iren eyden sich darzwüschen thuon, frid uffnemen,

mittlen, und vor zerwürffnuss und schaden sin

so wytt innen möglich, darzo sol ouch sich niem-

andt parthygen oder rotten, iedoch vorbehallten

wo einer sinen bruoder oder verwandten den er

ze erben und ze rechen hette, in lybs nötten sähe,

oder funde, wo aber einer nach unser alltvor-

dern gwonheit und alltem loblichem bruch nitt wöll-

te frid oder trostung geben, oder aber die selbige

trostung so ime gebotten nitt hiellte, oder bräche,

der sol an lyb und guott strafft werden.

Zum 11. ob einer an den andern ützit zesprechen

oder vordrung und ansprach hette, so sol der

ansprechend den andern umb sin ansprach under

dem regiment oder gsellschafft des zugs mitt ge-

richt oder recht fürnemen und beklagen, desgylchen

wo ouch einer an einen houptman ansprach hette,

so sol er inne darumb in disem zug, derwylen

man darum zu krieg ligt [am Rand: mit recht anlangen] dann wo einer

das nit thätte, der krieg endete sich über kurtz

oder lang, so sol der houptman einen söllichen

ansprecher alldann umb sin ansprach weder vor

gericht noch recht, in dheiner weg wytters zeantworten

noch ützit meer schuldig noch verbunden syn, es

wäre dann sach das man in sollchem zug oder regi-

ment nüt meer recht hiellte.

(7)

zum 12 sol dheiner sin gwör oder waffe wöllch-

erley das wäre von ime wärffen noch schiessen.

Zum 13. ob einer sich so unbendig und ungeschickt

erzeigte, allso das er sich nitt wöllte gehorsam,

oder underthänig machen lassen den sol man darumb

straffen und davon abwysen möchte aber dass-

selbig by ime nitt verfahen, sonder er sich nitt

wölle wysen lassen und wytter ungeschickt er-

funden wurde, so söllend die bywäsenden, oder

ander so das hortend oder sähent dem herrn

obersten und den houptlütten solches anzeigen, die

söllent und werdent ime dem obersten richter

überantwortten ime nach sinem verdienen ze-

straffen.

Zum 14. wann sich ein sturm, strytt, oder gefächt

zu trüge, sol sich ein ieder darzu schicken, und

sich darein keins wegs hinderstellig machen,

so aber einer wychen oder flucht magen wurde,

wann dann der nächst der ime betretten mag

wäre der wäre einen sollchen flüchtigen ersticht

oder sonst vom läben zum tod bring, da sol der

selbig thätter niemandem darumb zu antworten

haben, sonder aller dingen vor mengklichem ent-

schuldiget sin.

Zum 15. werden und söllend ir schwören das

keiner under üch wäre der wäre, einiche muste-

rung, gemeind, rotte, oder versamblung zemachen

noch zu söllichem umbschlahen oder rüffen lassen

sölle, under dem schyn alls ob man gmeiner knechten

nutz dardurch schaffen wöllte, oder ander houplüt

uffzewerffen, dessglychen auch die knecht us dem läger

zefüren, wie das fürgenommen oder understanden

werden möchte, heimlich oder offenlich, one unser

lieben und gebiettenden herren obersten und der

(8)

houptlüten wüssen und willen, dann wär der

wäre, so hierinn ungehorsam, sölliche ordnung

übersehen, und sich darwider setzen, oder sonst einiche

meutterung, practicken, und unruw under den

knechten und im läger anrichten, oder die knecht

zu ungehorsame oder zu uffrur bewegen oder

uffwiglen wurde, oder durch andere verschuffe

gethan werden, es wäre mit worten oder

wercken, der sol sinem verdienen nach an lyb

und gutt gestrafft werden.

Zum 16. wo einer oder meer fallsche oder argwä-

nige spil uff die ban bringen oder bruchen wurde,

ein söllchen fallschen und argwänigen spiler wo der

erfunden oder ergriffen wurde, der soches

bruchte, oder anrichten den werdent unser

herren der oberst und die houptlüt alls and-

er böse übelthätter nach gebür an lyb und leben

straffen lassen, dess wüsse sich mengklich zehallten

und zehütten.

Zum 17. und letsten die wyl dann unser frome

alltvorderen allso harkomen, und ein christlichen

loblichen allten bruch gehept und noch habent wöll-

then sy styff gehallten, daby ouch desto meer sig,

gnad und glück von Gott gehept, namlich

das sy by höchster straff und ungnad verbotten,

das niemand weder kilchen, kilchenzierd,

priesterschafft oder geistlich personen, was stands

und geschlechts frowen oder mansbilder die syent,

ouch mülinen, pflüg, und beckenhüser, schwan-

gere frowen, iungkfrawen oder töchtern, allt

und erbar lütt, iunge kinder und derglychen per-

sonen so iederman unschädlich sind angryffen antasten

übergwelltigen, schmähen, schenden, noch einicher gstallt

beleidigen oder bekümbern, dessglychen ouch sy

(9)

alle gmeinlich und sonderbarlich es wären

gottshüser, kilch, kilchzierden, desglychen

die personen geistlich oder welltlich alls obstat

darzu auch mulinen beckenhuser und buw-

geschirr weder plündern, berouben, anzünden

verbrennen, zerstören, schleitzen oder nider-

ryssen, oder sonst schädigen sölle, was gstallt

das wäre one ustrückenlichen und sonderbaren

bevelch und erlouptnus unser herren dess obersten

und der houptlüten, so sy sonderbare wichtige

ursachen darzu bewegtend, sonder das ein

ieder sollches alles so wytt und feer ime möglich

schirmen und rette, alles übel und beschädigung

abwenden und aller ungebür vor syn und wöhre,

ouch sonst mengklichen sich der tugent und gotts-

forchst beflyssen, sich vor sünden und lastern

gruwen und enthallten. In bedencken wie hoch

und schwärlich Gott der allmechtig die selbige richt

und strafft, darumb dann alle dise artickel

und ordnung in keinem weg übertretten werden

sonder ir all dasselbig allso styff zehallten schwören

werdent, damitt allso wir unser fromen allt-

vrodern loblichen gewonheiten und bruchen, alls

fromen catholischen christen nachfarent, unser allt

lob erhallten, und von gott dem allmechtigen in all-

em unserm thun und lassen desto meer gnaden, glück

und heils erlangen mögent, das verlyhe uns die

hochheilig dryfalltigkeit, neben dem trostlichen

fürbitten der himelkönigin Maria und alles

himlichen hörs, die unser geleit, schirm und

sterke syn wöllent. Amen.