Zinstags vor Jacobi A 1590 ist Dorothea Kempff
Caspar Studers fraw die von MGH verwisen gsin,
umb und von wegen das sy ir tochter hin und wider
verkuplet in MGH gfangenschafftt kommen
und nach dem iren sölliches von h raathsrichter
fürgehalltten hatt sy volgend bscheid geben.
Sye nitt minder dann das sich ir tochtter mitt dem
herren Pompeio zum Crütz zuo Uri vergangen habe
sy habe es aber nitt gwüsst vil weniger darzu ge-
hollffen nach verkuplet und von desswegen sye ir
mann alls es sölliches vernommen, inmassen so zor-
nig worden das er im der tochter getrowt sy umbzuo-
bringen, und darumb herr Heinrich der Jesuiter
ime das heillig sacrament nitt geben wöllen, sonder
inn vermanet er sölle sy nitt höher dann
irem verdienen nach straffen es sye mitt schlachen oder
andern, wölliches er gethan, sidtharr habe sy nütt
böses von irer tochter nie gesähen nach vernommen, sy werde
aber ir bscheid wol selbs können geben. Das aber sich
ir tochter der gstalltt übersähen sye iren von hertzen
leyd, möchte lyden das sölliches nitt beschähen wäre,
wölle fürohin besser achtt uff sy haben, und sy zum
wercken halltten.
Das sy aber von MGH verwisen unnd nütt destominder
allein wone bittet sy MGH sy allhie zuo gedulden
wölle sich fürohin halltten unnd tragen, und redlich wercken
das man kein klag von iren hören müesse.
Ist nachmallen verwisen.
(2)
Uff vorgemelltten tag ist auch Margret Studer der
vorgenannten tochtter umb vorgehörtt sachen willen inn M
GH gfangenschafftt kommen hatt uff fürhalltten
h raatsrichters volgenden bscheid geben.
Namlich es sye nitt minder dann das sy sich selbs
mitt dem herren Pompeio vom Crütz zu Ury über-
sähen habe. Darzuo habe iren aber niemand anderst
geholffen dann irer muotter bruoder und sin tochter
zuo Ury die habent sy dahin verkuplet. Sy sye
aber nitt meer dann 2 nächt by ime gelägen, wölliches
iren von hertzen leyd, wölle sich fürohin söllicher sachen
gentzlich müessigen wie auch dess gassen uff und
ablauffens, und fürohin redlich wercken. Das
sy aber andere wellttsch allhie oder andere personen
söllttent umbher zogen haben, sye gentzlich nitt sonder
beschähe iren unnd inen kürtzlich unrechttm dann
wo dem allso wölltte sy sölliches glych so wol alls das
sy sich mitt dem herren Pompeio übersähen anzeigen.
Bittet MGH umb gnädige verzüchung müesse
nitt meer beschähen sonder sich fürohin dessen gentzlich
müessigen.
Ist uf ein gewonnt urfech ussgelassen, unnd hand
MGH iren anzeigen lassen das sy sich
fürohin züchtiger halltte, wercke, dann man uff
sy achtt haben wo man sölliches unzüchtigs wäsen
meer von iren sähen wurde, werdent MGH sy
irem verdienen nach straffen.