DIE LIEBESBRIEFE VON CHORHERR HANS FEER UND MARGRIT KLOOS, GEB.
SCHUMACHER, TOCHTER DES PROPSTES, 1565
Umschlag der Kanzlei
Renward Cysat[Hans Kraft?], Stadtschreiber
Harin ligent die brieff so herr Hanns Ferr corherr z∫ Münster dess camrers Closen frow
z∫ Münster geschriben.
Brief 1
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
Min hunderthusigvaltiger gr∫ß unnd alles g∫ts, sig dir inn ewigkheidt z∫gseidt, zevor du
min aller gotts hertzliepste Margrett uff dißen ertherich, hergott hilff hergott hilff wie bist
doch du mir so inbrünstig grusam gwüsam lieb, du magst uff ertherich nitt glauben, khonty
doch nitt me dan zu myner hertliebsten Margreten khomen. Ich bitten dich durch des liden
Christi unnd durch aller trüw unnd herzenklichen lieby willenn, laß mich die nitt erleidenn
unnd vergis mynen nitt, wenn ich schon nitt by dir oder umb dich bin. Ach liden Gotts es ist
weder ze schribenn noch zägen wie grusam hold ich dir bin, du magst nitt glouben, wie mir
die will so lang ist inn mynem oberen huß, unnd ich dich nienen gsen, wetty Gott in sinem
himell das du mynen werist. Wie wett ich dich so lieb han, dann dich din groppengrind hatt,
doch ye minder er dich lieb hett, ye lieber es mir ist. A min herzlieby Margrett laß unns
einanderen techt gnug vonn herzen lieb hann, unnd lug unnd denckh, unnd schrib mir altag,
unnd ersin, wo du mir die brieff schickhen wellest. Den wen mir nit altag einen von myner
herzlieben Margreten wurd, so wurd ich by den liden Gotts doub. Ich bin sunst khümerhafft,
und han khein fröind, dan allein dich. Zürne nütt min herzlieby ehefrow, das ich dir so boß [?]
schrib. Wetty Gott im himell das ich dir ein ding unentlich khönty segen. Ich bin hinacht inn
herr Göldlis huß glegen unnd hatt man mir doheim auch übergspreytett [?], das ich deshalb
woll khöntt zu dir khomen. Wen nit me den der thüfell den Klozen hinwegtrπg. Ach Hergott
hilff wen du mich liebest und ufgebst, wie wett ich miß leben anfachen. Wend mitt mir uneis
werist, ich wett mich selber erstechen. Du min herzlieby Margrett gloub mir was ich dir
verheisen schreiben unnd segen, dann es ist by dem almechtigen Gott als war unnd seg dir
nütt zwollgfallen, oder der thüfell nem mich. Khöntt ich doch nitt me dan ein mall zu dir
khomen. Hast den Khloßen vergen so spars nitt wen ich dir lieb bin, wir wend Gott den
almechtigen etwan umb verzihung erbetten. Unnd verbren die brieff, oder ich well dir
nümenmehr schreiben. Heb mich lieb wie ich dich, so stad üßer sach woll.
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Ach min herzlieby lieby Margrett, l∫g und denckh und gib mich nitt uff, den ich han
nieman me dan dich. Hergott hilff, Hergott hilff, wie wett ich do doch min leben anfachen
wen du mir sterbest. Wie wett ich thun, khöntt ich doch nitt me den mitt dir reden recht gnug.
A min herzlieb lieb fröwly laß uns einanderen lieb han bis in thod. Wen ich dich lan will oder
uffgen, oder wen ich dich mir loß erleiden so sig Gotts liden an mir verloren. Du bist mir gar
lieb. O we we du min herzliepsten mentsch uff dißem erthenrich, du min dusige fürstinen,
schick mir öppes ze lesen das du in mynen hertzlieben Neüggisli ghan heigest, unnd schickh
mir göuffer [?]. Ich wils gwüß gwüß umb mis herzlieb lieb fräeli verdienen mitt lib und leben.
Dis lieb Nöüggisli muß um mis herzlieb sπß warm warm Nöüggisli verdienen. Sy mπns bald
einanderen truckhen, unnd muß mich min herzliebe ehefrow, min allergotts herzliepste
Margrett Schumacherin sudlen, wen nitt me dan der Kloß hinweg wer. Du wiltt so will ich zu
dir khomen, Gott geb der Klotz sig doheimen oder nitt. Ich mus zue dir, Gott geb was khosty.
Min herzlieby hunderthusige Margrett heb also an mynen schlechten kleinfπgen schreiben
vergutt. Nem mich der thüfell, du bist mir so grusam lieb, das ich nitt weis was ich dir
schreiben soll. Schrib mir eis darig, es fröüdt mich gar grusam woll. Ich will dir ouch altag
schreiben. Der mon will aber anfachen schynen, den khan ich nitt zu dir khomen. Der Klotz
hatt zu mir gschicktt das khindenmeitly, öb ich im myne stiffell well lien. Ich han ims rechtt
glien nitt me den das er hinweg khom. Din libeigen will ich sterben. Ich bin from an dir, leb
woll.
Brief 2
Margrit Schumacher an Hans Feer, [1565]
[Adresse] Dem edlen erenvestenn in sonders wysenn unnd wolgelerten her Hanß Feren
chorheren der loblichen stifft Münster im Ergöw minen insonders gunstig und vertruwten
heren und vetter zu stand.
[Anmerkung auf Rückseite bei Adresse] Den Breif han ich empfangen uff den 7. tag
january 1565.
Min thusentfalltiger gr∫ß unnd alles gutz zevor min hertzlieber her Hans Fer, ich laß dich
wπsen das ich din schreiben wol verstanden han unnd dancken dir dines früntlichen schribens
unnd aller liebe unnd gutthett die du mir bißhar bewisen hzt, unnd bitten dich durch Gotts
willen mis hertzlieb hertz gib mich nit uff. Laß unser beder truw und liebe nit übel angleitt
han. So ich nit für und für zu dir komen kann bitten ich dich, gib mich nit uff. Sinn und denck
wo ich zu dir kann kön, dan ich umm dich nit verdienen kon. Die trüw die du thut[?] durch
dins Nöugislins witten, dan ich min lib unnd leben durch dins trüwen edlen uffrechten hertzen
laßen alls gw[?] alls mir Gott sell unnd lib geben hett, denck waß mir einanden ann den
sontag verheisen hand. L∫g und denck gang sy nit hinden sich vatter min eygen fleisch und
bl∫tt ist, es mir zu thusent mallen vil weges ich heig min lib unnd leben durch eines fromen
truwen hertz uffgeben. Bitten dich durch das liden Christy gib mich nit uff und ker dich an
das hudelvolck nütt, dan ich kann unnd weyß unnd mag dich nitt lasen. Kann ich nit z∫ dir
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komen m∫ß ich von sinnen kon. Witter min liepster Hans Fer lan ich dich wüsen wie es in der
Popsty gangen ist. Hett der propst gar unnd gantz letz than über unß bede, das
brodtlaubenmull hett es alls zuwegen brachtt. Dan du mir gschriben hast wie du wellest ein
l∫g erdencken durch glimfs willen so du witt lügen m∫st im ein andere gstallt genn. So ist nütt
weger dan du sägest wan der propst an dich kumbtt, du sigest in keiner bößen meinge dar kon,
du syest eben uffen kon. In demselben ist der Kloß kommen, dan sy mir letz than hand dem
frag ich alem nit nach. Witter der propst mir fhürhett ghan was er unnd der brottwurstmull
zemen sägen, so säg ich dir es alles, lug und denck unnd löugnenn dan ich all min leptag
ghortt han. Es sig einer ein bösen gast der sin heren geschendt. Dan der ful nunenbankertt
unnd sin erloße mutter die hπr sunst nütt nützen dan mich und dich in schand unnd laster
bringend, wo es nume muglich were. Dan sy mögent es nit Gott/bött[?] sy, der tüffel bede
neme. Bitten dich min hertzlieben Hans Fer fach nütt mit dem verlogenen brodttwurstmul an
bis mir und dir vor unglück so unser[?] beden me solt allso gan. Gott behütt uns darvor. Ich
mitt ander zu handen nehmen wette dan mit dir darvon darumm sin im noch war du hin
wetest. Dan ich mich darnach han will. Wol mir der propst tröwt, hett er wel mich an ein
armißen legen, aber ich hett z∫ kilchen gwellen gan. Hab ich vernon es sige capittel, will ich
morgan so es Gotts will ist, du min eigen fleisch und blutt, laß ich dich des rocks halben
wißen. So es ienen ...glich ist, will dir darum helffen.
[Auf Rückseite von Feers Hand] Betreffend herr Hans Feren zerhowen sch∫, die ermell
abenzaugen, den barett[?], die platten oder kron, guldin ring, das balgen mitt dem
stubenvolckh, heig gleser zum fenster ußgworffen. Ob ich well uff oberen priester werden, sig
unghorsam in das capittell zegon. Ob ich der dingen statt well thun, oder das rechtt
fürschlachen, oder ob ich sy für mine gnädigen herren gan lümden well.
Brief 3
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
[Adresse] Der frommenn eherndenn th∫gendthrychenn ferwe[?] fruow Marthreth
Sch∫macherinn myner hertzlieben basenn fürderlichen ze überanthwortenenn.
Min fründtlich gruß ghorsam gneigtt unverdrossen willig dienst insonders du myn aller
Gotts hertzliebste Margrett uff disem ertherich, du mis from edell trüw from uffrecht hertzlieb
hertzen. Wie khann ich din großmechtige inbrunstige lieby unnd din überflüssige guttetenn so
ahn mir deglichen unnd ohn underlaß bewyst unnd thust. Wett Gott ich würd so rich und so
gutt, das ichs alles khönnt beschulden unnd verdienen. Wüß Gott unnd sin lieby mutter, das es
mitt gnegtem[?] unnd unverdroßnem willen müste gschen. Unnd ewigklichenn nünweg
gspartt werdenn. Inn summa myn hertzliebe allergotts hertzliepste Margrett uff dißem
ertherich, ich khann dich so lieb nitt hann, unnd khann dir so gutts min lebenlang nümerg[?]
thun. Ich wer dir schuldig beßers ze thun als dann du ohn zwyffell umb mich verdient hest.
Ach liden Gotts wie hest du dich nitt me dan so vill mögen mπyen, also vill ze schribenn. Du
soltt mir by allenn mynen eid unnd ehrenn truwenn. Ich wils mitt mim armen lyb umb dich
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verdienenn. Wüß Gott sott ich by dir sin wie wett ich dich so grusam lieb hann unnd mengs
understan ze verdienenn. Min hertzlieby Margrett laß unns einanderenn nitt laßenn, unnd üser
leben lang nitt uffgen. Denckh das ich dir min leben lang ein gutt hertz han ghan, unnd denck
das ich dir nitt vill unzuchtt bewisen. Daby du woll spüren magst, das ich min leben lang dich
nie gertt hann wie man gseidt hett. Inn schandenn zbringenn wetty Gott unnd sin lieby mutter,
das ich in allenn ehren khöndt und dörfft by dir blibenn, unnd du myn libeigen werist unnd
ich din. Trüw mir als gutts. Du myn hertz ein einzigs hertz, denn ich bin anderen Menschen
uff disem ertherich dann allein dir liebeigenn. Will ich sin stecken und gnesenn[?] ohne allen
verdruß. Biß nitt verdrüßig zlesen, dann ich mein es fröw dich also woll wie mich wenn du
mir so vill schribst. Ich segd dirs nitt ze ougendienst, aber ich bin min leben lang von kheim
mentschen nie lieber ghann wordenn denn allein von myner allergotts hertzliepsten, von
myner allergotts hertzliebsten Margritthen. Ach liden Gotts wie bist unnd hest mich du so
grusam lieb, khöntt ich nitt me den gnug by myner hertallergotts hertzliepsten khüngenen sin
vor mynem thod, denn wett ich gern sterben, Hergott hilff. Wie ist mir unnd dir wenn wir
einanderen angsend unnd nitt dörffind mitteinanderen redenn, wie du mir ouch gschriben.
Ach liden Gotts wie mögind wirs doch erzügenn. Ich mags by dem almechtigenn
ehewigenn Gott nümmen mehr lyden, Hergott hilff, Hergott hilff, wo han ichs doch myn
leben lang umb dich verdient, das mich min hertzliepste Margrett so grusam inbrünstigklich
lieb gehann hett. Gott danckh dir ze hunderthusig malenn, dines fründtlichenn unnd
hertzenklichen liebhabens. Ach du myn edlen Gott wie hend wir doch so zitlich umm[?]
einanderenn gmögenn. Ich hann by dem waren Gott gmeint mis hertz mπß mir ze thusig
stuckhenen brechen. Ich will dich ehewigkhlichen unnd min unnd din leben lang mümewg[?]
lann. Unnd must mir min leben lang nitt erleidenn, oder hunderthusig tzzhüffell nemmend
mich mitt lib unnd seell. Ach Gott ach Gott, du wirst mich noch thöden. Ich weis uff min
brünige bratige seell nümenmehr so lang on dich ze sin. Khöntt ich doch nitt me denn altag
einist min hertzlieby hannd anrürenn. Gsest du min allerliepste, allergottshertzliepste, du min
hunderthusige Margrett, du mis einenzig hertz; ich meinen nitt das uff disem ertherich müglih
sig das ich dir als lieb sig, als du mir. Ach liden Gotts du min hertzliepste Margrett du min
hertzlieby ehefrow, laßmich dir nitterleiden, unnd gib mich nitt uff, unnd verlass mich din
leben lang nitt, denn wentt du mich ließest, so wer ich von aller wellt verlaßen. Denn ich hann
nieman uff ertherich denn allein dich, wenn ich dich nitt hett, so hett ich khein fröüdt uff
ertherich. Wen ich dich laß oder uffgib, so sig das heilig sacrament an mir verlorenn. Ach du
min hertzlieby Margrett, trüw mir woll, unnd trüw mir als gutts, denn ich by so war Gott in
sim rich ist, nitt falsch an dir. Ach min himilischer Gott unnd Herr, khöntt ich dir gutts thun,
unnd khöndt ich dich lieb gnug hann, khöontt ich dir gnug lieby erzeigen. Wie wett ichs so
gern thun. Vor owe[?] we vor Maria Gotts mutter wie soll ich thun, thöd den Kloßen, unnd
frag inn nütt nach. Denckh wie wir bede einanderen so inbrünstig grusam lieb hend, wenn wir
byeinanderen sind, wir so vill gutts einanderen thπnd. Min hertzlieby lieby Margrett, khöntt
ich dich nütt me den gnug gsen, unnd anlugnen, Gott danckh dir ze hundertt thusig malen, das
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du so vill ze kilchen gast. Dis hertzlieb Nüuggisli, mus umb uns hertzlieb sπs warm Nöüggisli
verdienen, tag unnd nacht, es ist
Kheins anderen mentschen uff ertherich dan din libeignen. Muß dis Nöüggisli und ich
sterben. Nem mich thusig hundert thüffell, wett ich nitt für dich sterben mitt guttem willen.
Zürn nütt, das ich dir so vill schribenn, heb khein verdruß ze leßen. Ich schreiben dir gar mitt
gneigtem guttem willen, und wünschenn dir hunderthusig gutt nachtt. Unnd bring dir ein
becher mitt win uff die heilig ehe. Min hertzlieby hunderthusige Margrett, heb khein
mißfallen ab mir und der thouffloßen[?] huren der reynen. Din ich frog iren by dem liden
Gotts nütt nach, wen ich mich dickh nitt wirs[?] schmpty[?] wer die thoufflischenn
...reckhynen[?] antheil, so wer ich nitt from an dir, aber trüw mir als gutts, den ich verheißen
unnd schweren dirgar thür, das will ich dir haltenn oder schend mich Gott an ehr und lib. Ach
Gott khöntt ich nitt me den by dir sin, du wurdist woll gsen wie lieb ich dich hann wett. Wüß
wie der Klotz hinechst[?] inn der statt ist gsin, do hett er wellen uff den propst hin, von dem
juden, des Entlis stieffvatter, sechzig khronen entliehen. Der Martin Herzig unnd der
Eberhartt hends gseidt. Hieby magst woll gsen das er für unnd für mitt hendellwerch umbgod.
Dorumb min hertzlieby Margrett heb mich lieb. Bin ich schon nitt rich, hüpsch noch holzelig,
so beger ich nieman zbschyssen, und dich von herzen lieb ze hab. Du gsest woll was der Klotz
uff dir hett, wenn er nitt me den dis, unnd dis vatters gutt hett. Gott geb wo du werist, unnd
ein wolff werist, unnd im holz lüffist. Darumb du min hertzlieby eineinzige Margrett, laß
unns einanderen lieb han. Ich will dich eisdarig[?] glichlig lieb hann hann, bis inn thod, das
trüw ich dir ouch, amenn. Schickh mir khörbly khrutt, truckh mich. Vergib dem Klozenn, er
stirbtt sustig nidt. Thu mir bscheid, din libeigenn in ewigkheidt will ich gern sterben, amen.
Brief 4
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
Gotts min hertzliebe hertzlieby ehefrow. Ich weis gar woll wie dir sit. Ich trüw dir gar
woll wenn du es dorfftist thun, was du gern wettist thun. Ich dörfft dich nitt so fründtlich ze
pitten, wenn aber der Kloster stichlig nitt hie ist, so darfft woll ze kilchenn unnd gan eßen
komen. Ach min Gott min Gott, wen du nitt ze kilchen bist, unnd ich dich nitt gsen, so mag
ich by den liden Gotts nütt rechts thun, unnd will nütt rechts thun wend nitt ze kilchen gast.
Dorumb l∫g, unnd übersych mich nitt und gang ze kilchen und gan eßenn, unnd sitz das ich
dich gsehen khön und mög. Ich wils gwüs gwüs umb dich verdienen. Den ersten trunckh den
ich thun im im[?] mis, den will ich myner allergotts hertzliepstenn Margreth Schumacherin
uff die heilig ehe bringen. Ach liden Gotts wennd nitt ze kilchen gast wie soll ich thun. Ich
möchte sust schier verzagen. Ich hann sust khumers gnug, wen du schon thust was mich
fröudt. Ich hann die stiffel laßen machen. Mis mietherli hett michs gheißen du bist iren gar
lieb. Schickh mir mis silberen armbettli wenn die erst meß überen ist, so will ich dirs als
wider was ich hann, khan nitt me den ein khrieg, das der thüffell den Klotzen hinwegtrπg. Mis
eineinzig hertzlieb hertz frag im nütt nach. Ich weis woll wie er aber mitt dir khüntzlen wirtt,
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wenn er gern mitt dir wider eis were. Heb nieman lieb den mich din hertzlieben Hanß Feren,
wie weis ich ihn zwifell so woll, das du mir grusam hold bist, unnd ich dir grusam grusam
lieb bin. Khontt ichs doch nitt me den ouch dich lieb gnug han, min hertzliepste Margreth.
Verbren die brieff, unnd bis nitt verdrußig zlesen. Ich bin doch nitt verdrüßig gsin zeschriben.
Verbren die brieff, ich will dir doch gern ander schreiben all tag. Nem mich hundertt thusig
thüffell, ich han khein freud uff ertherich dan dich, unnd weis weder trost noch hilff den dich.
Dorumb du min hertzlieby Margrett, laß unns einanderen ußr leben lang nitt lan noch uffgen.
Es muß unns ohn zwifell nieman scheiden den Gott und der bitter thod. Wen ich dir vill
schreiben so mein ich dich als woll als mich. Du gloubst nitt wie mir ein stich in mis hertz
gadt wenn ich dich nitt in der khilchen gseen. Khöntt ich nu me den by dir sin gnug ein leben
lang. Hergott hilff Hergott hilff, wie wett ich dich so grusam lieb han. Min hertzlieby lieby
Margreth, underlaß nitt unnd schickh mir etwas ze leßen uß mim Nöüggisli unnd laß mich
wüßen ob ich khan zu dir khomenn. Doch khemen ich nitt die löütsch sig den schon nider.
Min hertzlieby ehefrow, ich pitt dich durch allertrüw unnd lieby willenn, laß den Klotzen nitt
halsenn[?], wend mirs zlieb thun wilt, unnd im zleid so magst du dich sin woll erwehrenn. Ich
will auch from an dir sin min leben lang. Geb dir Gott hundertt thusig gutt nechtt. Ich bring
dir ein becher mitt win, uff die heilig ehr druckh mich will du mir bscheid thust. Ich will dich
ouch truckhenn, die will ich dirs bringenn. Geb dir Gott gsundtheidt unnd was mir und dir
woll khöm. Din libeinenn will ich gern sterben. O we we min edlen Gott, wer cih by dir das
Gott wett, amenn.
Brief 5
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
Ach du min hertzlieby lieby Margrett, wery do doch nitt me den der full verlogen
nützsöllig Kloß nitt, wie mπste üß so woll sin. Gott geb dir gelten wurdind den zaltt oder nitt,
wie das stinckig hoffertig zwergli gseidt hatt. L∫g er nitt me dan das er sin br∫der dem lentzen
sine gelten ouch zall, wie ich mines vatters seligen zalen. Ich gloub wens dem lentzen etwan
an eis bsalen gan werde, das goüggelmenly wird den das mul z∫ thun und schwigen. Sy sind
ouch nitt yederman in der statt. Man weiß woll das ein verlogen hoffertigs volch ist, unnd
yederman khönnt ußrichten, sy dπnd es nitt. Nume dan mir und dir sy dπnds großenen
hanßen[?], dan ich bin. Doch fragenn ich dem fulen gschl•cht nütt noch. Min hertzliepste
allergotts hertzliepste Margrett frag im ouch nütt noch. Doch so magst du woll hieby gspüren,
waß sy dir nochfrogind, das sy gern gßehind, das du stürbist. Ich bin gutter hoffnig der thüfell
wird öppen einen nehmen. Ob weder du noch ich sterbind, min hertlieby hunderthusige
hertzlieby Margrett, laß mich nitt unnd gib mich nitt uff, laß mich dir nitt erleiden durch des
fulen nüttstölligen gschlüchtts willen, unnd heb mich lieb, wie ich dich, dan du bist mir gar
grusam lieb. Wetty Gott im himell ich khönty dich als lieb han, und dir als g∫tts thun, als du
mir. Khöntty ich doch nitt me dan eineinzigs mahll zu myner hertzlieben Margretten komen,
wie wett ich dich so grusam lieb han. O we we du min eineinzigs hertzlieb hertz laß mich nitt,
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unnd thu dem Kloßen nütt zum lieb, unnd laß mich wüßen, wenn er min hertzliebe Margrett
ghalßett heig, unnd schrib mir dwarheit. Ich bin ouch from an myner hertzliepsten Margrett
Sch∫macherin, unnd will min leben lang khein anderen mentschen uff disem ertherich nütt
nochfragen dan allein miner Margretten. Laß uns einanderen lieb han, du m∫st mich gwüs
gwüs on zwifell uffrecht unnd from an dir finden. Du hest mir gschribenn, du mögist nitt achtt
wuchen on mich sin, das danckh dir Gott min hertzliebe Margrett. In dis from trüw hertz
wetty Got ich khönds umb ein eignig ehefrowenin verdienen mitt lib unnd leben. Ach liden
Gotts bist deshalb nitt me den frölich. Ich wirden nitt fürfaren, unnd wirds ein zitlang
uffstecken, von wegen myners lieben vatters seligenn. Das selbig wird uns deshalb nütt
sumen. O du min Gott min Gott wie wett ich doch mis leben anfachen, wen du mich nitt so
grusam lieb hettist. Ich binsunst nieman uff dißem ertherich lieb und fragtt mir nieman nütt
nach, den min hertzlieby Margrett. Ich wils gwüß umb dich verdienen min leben lang das du
mich so lieb hest. Hergott hilff laß mich nitt. Ich wer sunst von yederman verlaßen uff
ertherich. Ich han allein hoffnung und trost zu myner hrtzlieben Margreten gsetzdt. Du d∫st
mir gar vill g∫tts. Ich kans gar woll erkhennen, dis hertzlieb Nöüggisli m∫ß umb mis hertzlieb
Nöüggisli verdienen, geb dir Gott hunderthusig gutt nacht unnd weckh mich. Ich will bald
wider bim Göldli ligen den do kann ich wider zu dir khomen. Bring mins, ich wils myner
hertzlieben Margreten ouch uff die heilig ehe bringen. Gott danckh dir zethusig malen dines
vogels, er will nitt eßen, sunst wett ich in min leben lang han. Schrib mir was der Kloß gseidt
heig, do er hütt den fuchs gsen hett in dim garten. Lig nitt ins Kloßen bett, lig aleinig, behπtt
dich Gott inn dis sπs müly innen, wen ich dich laß min leben lang oder ich dich uffgeb so nem
mich der thüfell. Heb mich lieb, den du bist mir gar grusam lieb. Amen. Din libeigen will ich
sterben, wen der furtzbüchslinen schon thusige werind, amen. Gott behütt dich, leb woll.
Brief 6
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
Ach mein himilischerr Herrgott und vatter. Wie wend wir üsers lebenn [?]merme
anfachenn, du bist mir ye lenger y lieber, ach Hergott myn hertzeigne hertzlieby Margrett uff
dißem ertherich wie khann ich dich laßen wie mag ich doch von mynem trüwenfrommen
uffrechten hertzenn, min hertzliepste Margrett, wie khan ich dich lann, ach Hergott hilff, wie
bin ich dir so grusam lieb. Das kann ich woll erkennen, ich will dich nitt laßen min leben
lang. Das sollt du mir truwen, wenn du min erleidest, oder das ich dich uffgebenn will min
leben lang, so bitt ich Gott das min seel verloren sig. Min hertzlieby Margrett, was ich dir
schrib das gloub mir, dan ich han dir nie kein lπg fürgebenn min leben lang, wenn ich min
lebenleng nie gwüsdt hett das du mich lieb hettist, so wer ich sy gestrett innenworden. Din
inbrünstige lieby unnd großmechtige trüw wirtt mich döden. Ich bin eis wegs wider hinderen
in miß schwagers huß gangen. Ich mag by dem almechtigenn Gott nienen bliben, wie kann
ichs min leben lang umb dich verdienen, das du dir so vill khumer z∫stattist, unnd niemerg
khein fröliche stund hest von mynettwegen, miß trüw from edell hertz verlass mich nitt in
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ehewigkeidt. Ich will dich ouch nitt lan, myn lieby hett erst gegen dir angfangen, by dem
almechtigen Gott du bist mir je lenger y lieber. Ich weis als woll als du dorlig [?] wirst, wie
lieb ich dir bin. Ich will dir all libliche mall so dickh wir eßend, will ich dir eis bringen,
alwegenn den ersten drunckh will ich von myner hertzliepsten Margrett Sch∫macherin wegen
thun, unnd will dich all nacht wenn ich nider gann gar fründtlich druckhen. Ach M∫ttergotts
khöndt ich mynem inbrünstigenn hertzlieben Nöüggisli fründtlich und trülich gnadenn.
Vergib dim Kloßenn, wenn ich heim khom, das er dod sig, dann ich mag by dem waren
almechtigenn ewigenn Gott nümenn an dich sin, ich mags unnd weis by dem waren Gott
nümen erzügen, min hertzliepste Margrett, min hertzliepste ehefrow gsichs an, unnd laß uns
einanderenüser leben lang nitt laßen, und nitt erleiden, min Margrett. Ach min dusige
hertzliebe Margrett. Ach liden Gotts du mys fürsten müly bist nitt woll, denn wenn din lentz
miß hertz allergotts hertzliepst sπß Nöüggisli halset, din hertzliebeb Hanß Ferr, wirtt dich sein
stund lieber han, dan din lentz dich din leben lang lieb han wirtt noch hett, wie du mirs bracht
hest. Do han ich dich druckt miß hertzlieb fründtli fröwly wie sind doch wir einanderen so
grusam lieb. Ich bitty dich durch Gotts willen durch das bitter liden und sterben Christi willen
verlaß mich nitt, unnd du dem lentzen nütt g∫tts und biß nitt so gutt inan[?] mitt im. Wetty
Gotts liden das ich gann[?] kom mπsty, so wüsty, das ich on dich sin mπsdt, miß lieb fründtli
hertz laß mich dir nitt erleiden, dan ich din libeigen will gar gern sterben, dan du hests on
zwifell villfaltig umb mich verdient, das ich den dod litty von myner hertzliepsten Margrett
Sch∫macherin wegenn. O min hertzliebe Margrett, du miß hertzlieb fröwli, wer ich by mynem
hertzliepsten Nöüggisli unnd du by dim. Ach min Margrett, min Margrett, wenn ich nitt ze
myner Margretten khomen kann wenn ich von Kostentz kom, so bald ich heim kom so m∫ß
ich sterben, miß hertz bründt mir wen du mich so inbrünstigklich unnd so fründtlich ansichst,
es gad mir um ein stich in mis hertz, min hertzliepste Margrett, wenn ich morn aweg ritten so
gang uffs löübly wen ich uffsitzen, das ich dich ouch zletzy könn gsen. Heb recht an mynem
schlechten kleinfügen schreiben, vergütt dann ich bin by dem liden Gott keis anderen
mentschen uff dißem ertherich dan din libeigen. Ach M∫tter Gotts wie will ich so gern vill
liden von dinettwegen. Hiemit will ich dich unnd mich in den schirm Gott deß almechtigen
und Marie bevelchen, amenn. Wen ich morn uff dem roß trincken, so will ich dir Sant Johans
segen, und dirs uff die heilig ehe bringen, behütt mir Gott miß hertz, mis from sπß Nöüggisli
und mis zukermüly unnd die gantzen lib unnd myne wyßen linden hend domitt du mir so
fründtly schribst, unnd mine hertzlieben ougen domitt du mich so fründtly ansichst unnd was
mir unnd dir lieb ist, amen. Hans Fer din liblicher eheman. Din libeigen will ich sterben und
gneßen, amenn.
Brief 7
Hans Feer an Margrit Schumacher, [1565]
Min fründtlich vilfaltig gr∫ß und gneigtt willig dienst zevor, insonders großgünstige
trüwe hertzlieby Margrett. Ich bedanckh mich zum allerhöchstenn dineß fründtlichen unnd
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trostlichen schribens, unnd dines klegens. Gott der almechtig welle dich unnd mich vor
witerem leid behütten. Min hertzlieby Margrett, wie m∫s ich sowoll gspüren wie lieb du mich
hast, wetty Gott ich köndt umb min hertzlieby Margret verdienen. Wüß Gott im himell wen
du nitt werest, was ich für fröiden uff ertherich hett, stand nitt me dan nitt ab, unnd gib mich
nitt uff, unnd heb mich für unnd für glichlig lieb unnd wie noch bishar. So m∫st mich ohn
zwifell nitt ungrechtt finden, du hest andersumb mich verdient. Wen ichs umb dich
beschuwen wett, was gutts du mir than hast, unnd noch d∫st, so möchtt ich dich an den thod
nitt zalen. Söltind wir yetz einanderen laßen und uffgen, so wer alle lieby unnd gutthett
umsunst, so wir üßer leben lang than hand. Denckh wie mengs surs unnd sπßes wir mitt
einanderen ghan hand, unnd man nitt bald lütt findt die einanderen so lieb heigend als wir yetz
ein langy zitt. Zürn nitt das ich dir so lang nitt gschriben han, dann es hett mir sy nitt zunbt[?]
nochgschickt. Aber yetz unnd fürthin will ich dir schribenn, unnd etwan wan er sy mir schikt
zu dir komen, unnd das so ich versumbt han widerum ersetzen. Min hertzlieby Margrett laß
dirs nütt ze schaffen geben das ich nitt vill anal∫gen uff dis löübly, unnd das ich nitt vill mitt
dir machenn. Dan es zimbtt sy mir nitt unnd das uneheren wegen. Min hertzlieby Margrett
heb du sy khein achtt unnd zürn nütt, wen du etwas vernimpst, das ich dem großen M∫sbuch
unnd Groppengrind gutt gschir machen, den ich bin inen nitt hold, unnd soll der Kloßer
banckhrott mir nitt uff dfπß drettenn. Aber so war Gott ist, als Figit[?] ich inen bin, als lieb
bist du mir unnd als hold bin ich dir. Du soltt nitt achtenn wie man gseidt hett, ich gery dich
zbschißen unnd dπy es dem großenn Schißkübel zleid. Du sollt im khein glouben geben, den
du bist mir lieb. Ich wett nitt so vill uff dich setzen wenn ich dich bschißen wett. Ich hette
dich niferhin gnug bschißen. Trüw mir alls guts, das will ich ouch thun. Der groß Schißkübell
hett woll umb mich verdient, das ich in gschanty unnd bschißy, aber der thüfell bschis in, das
wirtt noch gschen. Als wenig als ich dich laßenn mag, so wenig wirden ich dem M∫sbuch
hold. Darumb zürns nitt, witt das ich dich lieb heig, so must das von mir liden unnd hören.
Khönnt ich in und den Kloßer bankrott umb lib ehr unnd gutt bringen, ich wets nit sparen.
Deß sönd sy sy verstehen zu mir, unnd nitt beßers, lang bittett ist nitt gschenckt. Du bist mir
drumn nütt dester unmerer [?], du bist mir lieb das züg ich an Gott. Wenn ich dem Kloßen
vergis, das er dich klagtt hett unnd gseidt, er sig im leid umb din vatter, so vergeß Gott myner.
Wenn man sin m∫tter die klosterh∫r bym eid fragty, sy wüst nitt wer sin vatter wery, er dörfft
woll alsbald ein Feer sin als ein Kloß, oder ein Sch∫macher. Zürn nütt min hertzlieby
Margrett. Sy hend mir min vatter unnd min br∫der under den herd brachtt, unnd hand dich
und mich grett umb ehr lib und g∫tt ze bringen. Doch hend sy dins, dörffen thun, was wottind
sy mir thun. Zürn nütt min hertzlieby Margrett ich bitty durch Gotts willen, ich wils dich by
den liden Gotts nitt umb ein har laßen entgelten. Heb recht an mynem kleinfπgen schlechten
schreiben vergutt, heb mich lieb, unnd laß mich des verretrigen verlognen volchs nitt
entgelten. Ich will dich min leben lang nitt lan. Du sollt dich beßres zu mit verstehen, dan zum
all dinen nechsten fründen, nitt gutts halb, aber hilff und ratth und liebe halb. Denck wie lieb
du mir bist. Drum laß mich nitt, und laß mich dir nitt erleiden und verbren die brieff. Ich
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danckhen dir ze hundertt thusig malen dines fazennetlis und khüchlinen, statt mir alles umb
dich ze verdienen. Leb woll, din libeigen will ich sterbern.
Brief 8
Matgrit Schumacher an Hans Feer, 16. September 1565
Min früntlicher drifacher gr∫ß und gneigter wilig dienst zuvor etc. Insonders gros
günstiger truwer herz lieber Hans Fer ich bete zum aller früntlichsten unnd höchsten das du so
wol dügst und du mir es dar schribst, den es mich so inbrünstig wol fröit. Got geb wie wenig
du mir schribst. Min herz lieben Hans Fer wen isch [?] es doch mügli das ich einmal z∫ dir
käm, den on dich mag ich nienen me sin. O min got unnd het du min gots aller[?] ... herz.
Liebster Hans Fer du bist wol sicher das ich weder dem propst noch alen minen fründen noch
dem fulen verlognen Klosen noch sein fulen gschl•cht alem samen nüt von[?] fragen uf
minn[?] fal sel das sot du mir gwüs glouben, wen ich mich des klosters bankert näüwes bladen
wider mit lib noch g∫t noch mit sin noch mit denck oder der tüfel nam mich. Er kunt alstund
heim und dπt nüt den schweren und balgen im hus, das es zeng[?] in der ganzen hut her. Sis
ful kindenmeitli macht mier auch so fel krieg. Er het mich am samstig welen dur [...] sis
kindenmeitli welen schlan. Darum minen herz lieben Hanns Fer ich han al mine hofnig und
trost uf din li[e?]b und uf dis from herz gsez. Daruf will ich gar gern sterben und ist kein
ablan nienen bimer[?]. Minen herz lieben Hanns Fer du darfst mir weder schreiben noch ze
gen wie weis ich so gar grusen, wol wie lieb du mich hest und vergis tich min leben lang nit.
Z∫ ewigen ziten z∫ gπten nit. Wie han ich so grusen übel gfürcht. Die daif[?] las h∫r wel
üchwischen. Ichhan gfürcht d ver redst doch öpen miteren und bin ich aber so grusam from an
dir uf mine seel. Minen herz lieben Hans Fer, las mich nit und heb mich lieb, amen.
Min herz lieben Hanns Fer wie will ich mögen die acht wuchen on dich sin, es ist mir ich
sig schon zwenzig wuchenon dich gsin. Ich m∫s bald z∫ dir, got geb wo ich z∫ dir köm. Ich
mag eben nümen on dich sin, min herz lieben Hanns Fer. Der Hürliman ist gester in der stat
gsin und het z∫ mir gseet mit z züchen vor dinen [...] zreden, das klein k∫fermennli Klösli
heig zu im gseet, was ich du[?] ich und der gel Fer äbmer[?] klein gstilet siget. Het er gseet er
gseg nüt ein ghöri nüt. Ich sig krank, er sig nienen me in üsrem hus, her er ghört o recht es
gelt glit wen schon iren we ist. Wersti nit me den stürb und hat er gseet, öb du noch so
übermüetig sig und so stolz und so hofertig. Du sigst me schuldig weder din lebtag nit. Wii
bist ze bsondern der hudler het[?] der din gelten noch nie bezalt. Er het zum sin eefrouwen
gseit, Katrinen wie lang wit du uf leid tragen. Sy het gseet das wen der trisgst us. Me hest du
des fröchs[?] wol gebst du mir, ich zeigtem der din libeigne Margret Sch∫m[acher].
Wer kunt der Hans un[?]tis heim. Das Müe[?]rli blanget gar über, leb wol.
Brief 9
Margrit Schumacher an Hans Feer, [1565], rechte obere Ecke abgerissen
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[Adresse: Dem wissen ...zigen viel glerten edlen und so[?]gen fürsichtigen hoch
gachteten heren Johannes Fer minen lieben feter in sin hand]
Du min hundert dusig veltiger ganz [Riss] guz zuvor, du mein aler gots herz li[eber, Riss]
Hans Fer, ich las dich ze dusig hundert [Riss] etc. grπzen und mis herz lieb war [Riss] auch
unnd nimpt mich gar [Riss] mit minem herz lieben Hans Fer nit schribt, wie sol mich meins
lieben anfm[?] das der hundert dusig thüfel. Die gros hπr aber hat treit[?] het ich han gmeint
ich heig nit zit unnd will das ich der kan ein bauchstaben kann schreiben, den übers hus ist
desen thag folen lüten gsin und ist der her Niklaus auch da gsin. Unnd nach eis dar[?]ig so ich
z∫ der kem hat ich der gat will zegen hang du in dis schwagers hus der vergropen grind wil
mit siner feisen h∫ren geton[?] wer schwel[?] morn dn mins herz lieb ein einzig herz die
magst mit den denn [!] almechtigen got mit [...?] lieb die mit bitt du mins herz lieb eineinzig
herz ich bring de ein becher mit wein in mins herz. Aller gots herz liebst Nöüggsli neben
minem herz lieben Hans Fer brings du dem her Göld[lin?] sin unnd denck wie weren die
welet das üs beden die brief weder den das Trini [Kathrin?] ist so ein fulen sack, es sol nüt
miten einem herzlieben Hans Fer sin, unnd schrib der nit[?] wie ich im. Du sol unnd heis der
Hans Matis al nacht in den crüz gang d gan unn[d] die meini ich han gester gseit ich wöl der
vil schreiben. Es ist mir aber nit mügli, amen.
Darum min herz lieben Hans Fer z[...?]ns nit das ich dir ein schpot vürgebn. Dir minen
herz lieben Hans Fer du gsest wol das ich dir gern schreiben täet, wens mir [...?] mügli wer
heizi mit gspilt so het ich der gar nit könen schreiben. Got dir got hundertdusig gut nacht unnd
ales nech der alwegen befelen sin minem herz lieben Hans Fer hab an minen schlichten fπgen
klein schreiben ver gut got und din libeigne Margrez, will ich sin dir fest wol um
michverdienet, das ich den bete[?]n tod für dich lit ales nicht[?].
Brief 10
Hans Feer an die Obrigkeit, 16. September 1565
[Adresse: Denn strengen edlenn vestenn frommen fürsichtigen unnd wysenn herrenn
Schultheis unnd rat der statt Lucernn mynenn gnedigenn herrenn unnd vätterenn]
Streng edell vest from fürsichtig wyß gnedig irr min herrenn. Diewill ich dann durch
Gottes straff inn ungnadüwer mynner gnedigenn herrenn unnd oberenn gfallenn, wenn wägen
mynes mißhandling dardurch dann üwer gnad hochlich belestigen, unnd das heilig wirdig
priesterlich ampt, etlichermaß durch min zethun vermasgett unnd vorab der gnedig Gott
erzürndt. Also unnd wiewoll ich nitt allein Gotts zornn schwerlich uff mich gladen, sonder
üwer gnadenn straff wolverdient habenn demπtigkhlich bekhen. Beger ich doch, mitt warem
rüwenn als ein armer unbesinter irender, unnd üwer gnaden underthann, vetterliche verzihung
umb diese min mishandling, mitt vestem glüpt, söllichs unnd thäglichenn ze ewigenn ziten
nitt mehr ze begann. Bitt derhalbenn üch min gnedigen herren unnd oberen, als hoch ich mag,
welle üwer gnad inn disem val, als üwer gnadenwoll ze vertruwenn, angesenn, woll erwägenn
unnd trülich ze hetzenn fπren, das ich als jungenn unnd unbesinter zu söllichem bewegtt unnd
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geritzdt etliche laster ze bestann. Ja das mir jungenn unnd unbesinten allein das widerfarenist,
das zuvor mangen altem, wysen unnd wolerfarenem ouch beschehenn. Nitt das ich mich
hiemitt schönen oder unnschzuldig achtenn, oder üch min gnedig herren hand inenziehenn
understande, das sy ver ronn [?] mir, dann ich mich üwer gnaden hochenn straff gantz willig
unnd underthenigklich nach Gottes ordnung demietigerwyß ergebenn soll unnd will. Sonder
das ich dann vestenklich begär üwer gnaden milte hannd. Als ich dann vestenklich hoffenn,
wider myne mißethatt ze verfaren, insonders unnd diwill khund unnd offenbar gmachtt mag
werden, uß unnser beiden schreiben unnd sunst, das ich alles so ghandlett unnd gschribenn, uß
iren, unnd nitt uß eigner anstifftung gethon hab. Bitt derhalb üwer gnaden mitt demπtiger
underthenigkheidt, wellind mich armen eins irthumbs bekhanten noch des Herrenn
barmherzigkheidt und verzihung findenn laßen, unnd nitt min selbs als ein unverdientes
sonnderer derr mynenn genießenn laßen. Will ich ouch mitt warem rüwenn entliche beßerung,
one zwifell, yetz, nun, unnd fürhin, als mynem ampt, eid unnd eheren zustadt, inn
priesterlichem maßenn fürfaren. Hieby bevilch ich üwer gnaden inn Gottes unnd Marie
schirm. Datum den 16 herpstmonatt des 65 jars. Üwer gnaden gehorsammer sonn und
underthan, Hans Ferr.
AUSZUG AUS DEM RATSPROTOKOLL [RP 27, 192V]
Montag vor Galli 1565
Uf hüt sind min gnediger herr schultheiß, clein und gross räth über herr Hanns Feren
gew•snem corherren z∫ Münster grobe unpriesterluche misshandlung gsessen, so er unnd
herren probst Sch∫machers tochtter, dem camrer Cloßen gemachel, miteynandren triben, ouch
lasterlichen schantlichen schrybens alls selbige brieff by enandren in der cantzli in der
Münster trucken under der statt sigell in bappyr z∫samen verschlossen sind. Item allso hand
berürt man gnedigen herren erkent dz herr Hanns Ferr die corherrenpfr∫ndt soll verwürckt
han, die division uff hüt vervallen mynen gnedigen herren sond blyben, söll ouch die pfr∫ndt
und wart andren glychen werden, so dan er oder amann Cloßen frow anheimsch werden myn
gnedigen herren der gebür nach handlen nach irem beschulden.