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Von sämmtlichen Hebammen dieses Bezirks fehlte nur Anna Weber oberdorf, die sich als zu einer Geburt gerufen entschuldigen liess. Die zuerst vorgenomme Inspektion der Lehrbücher, Geburtsregister und Berufsutensilien  ergab Folgendes:

Geburtsverzeichnisse werden nicht geführt von Katharina Schweizer Titterten und Maria Müller Langenbruck, dagegen bedarf Anna THommen Arboldswileines neuen EIntragungsheftes 

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Wie aus vorstehender Aufzählung zu ersehen, ist der Vorschrift: bei Anlaß der Prüfung sämmtliche Utensilien vorzulegen, von eine großen Anzahl der Theilnehmer

nicht nachgelebt worden, so daß in Zukunft, sofern die

die gegebene Ermahnung sich fruchtlos erweisen sollte,

mit Bestrafung der Fehlbaren eingeschritten werden müßte.

Die Geburtsregister sind allgemeinen sauber gehalten. Den Beiden, welche sei Inkraft treten des neuen Civilstandgesetzs, die Eintragungen unterlaßen haben, wird strengstens, deren Nachsführung und Fortsetzung anbefohlen. 

Die Lehrbücher betreffend sind nebst einigen anderen hauptsächlich Martin, Naegli, Schmidt, Grenser, Lange und Schultze vertreten; in den meisten derselben sind spärliche oder keinen Abbildungen vorhanden wodurch die Auffaßungen u. das Vorstellungsvermögen bedeutend erschwert werden muß. 

In dieser Beziehungn wäre ein einheitliches Vorgehen wünschens werth.

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sie dieselben zu ihren Belehrung u. weitern Ausbildung verwenden würden.

Die fehlender 5 Nabelschnurscheeren würden am einfachsten durch gewöhnliche Scheeren mit beidseitig abgerundeten Spitzen ergänzt. Von den großen Spritzen, sind die meisten in folge Eintroknung des Stözsels u andern Ursachen momentan

gebrauchsunfähige u würde so in dringendem Fällen deren Application eine illusorische oder doch äußerst precäre sein, weßhalb ich aus diesem u. andern Zweckmäßigkeitsgründen derem Ersetzung durch allgemeine Einführung von Irrigatorene dringend zu befürworten im Falle bei.

Von denselben Mängeln sind auch viele der kleinen Spritzen behaftet

die beiden zinnernen Mutterrohre wurden dann selbst verständliche durch entsprechende elastische ersetzt.

Von der Anschaffung der nicht vorhandenen Katheter möchte ich momentan

absehen, da ja die betreffenden Hebammen selbst

im Besitz solcher doch nicht damit umzugehen wußten.

die Bettpfannen geben aus oben angeführten Grunde zu 

keinerlei Bemerkungen Veranlassung 

von de 16 Examinanden erhalten:

 

Von einer Anschaffung der 2 bei Elisab Bürge diegten i. Marie Tschopp Waldenburg, fehlenden Lehrbüchern möchte ich Umgang nehmen, in dem das hohe Alter u. die damit in der Siegel verbundene Indolenz der betreffenden nicht annehmen lassen, daß

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Das allgemeine Resultat der Prüfung war

ein wenig befriedigendes. Neben schauerlichen

Unwissenheit traten therapeutische Grundsätze

zu Tage, die für Mutter wie für Kind gleich

verhängniß voll sind.

Die nothwendigen anatomischen Vorkenntniße

u. gestützt auf diese der normale Geburtsmechan¬

ismus nicht gekannt; ebenso die normale Lage,

Stellung u. Haltung der Frucht. Wenn von

die richtige Erkenntniß der regelrechten Ver¬

hältniße eine derart lückenhaft oder ganz

fehlende ist, so muß daraus nothwendiger

Weise eine unrichtige u. verkehrter Be-

urtheilung u. Behandlung, pathologische

Vorkommniße resultieren.

Wenn bei der Frage über die

Topographie der Beckeneingeweide der Uterus nach hinten

das Rectum. dagegen zwischen diesen u. die Blase verlegt wird, so ist damit einen

Unwissenheit beurkundet, die gewiß

das Maß des Erlaubten weit überschreitet.

Bei intrauterine Re-

tention der Placenta. dieselbe durch

Zicher an dem Nabelstrange

heraus zu befördern; bei Schwierigkeiten des

zu letzt kommenden Kopfes die Füße

des Kindes zu ergreifen u. mit den selben

den ganzen extirauterine Körper in größte

möglichen Excersionen nach auf u. abwärts¬

zu schwingen: Das sind gewiß Grundsätzen

deren Träger lieber jeden andern Beruf

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ausüben sollten als den einer Hebamme.

Aus diesen Thatsachen geht zum Genüge

hervor, wie dringend nothwendig die 

periodische Abhaltung solcher Curse geboten

ist. Jedoch ist die dafür bemessener Zeit

von 3 Stunden hinsichtlich des zu bewältig¬

enden Stoffes eine entschieden zu geringe,

ganz abgesehen davon, daß beinahe ¾ Stunden

für Besichtigung u. Controlierung des Materiellen

verloren gehen, so daß es unmögliche

wird alle wesentlichen Capitel prüfend

u. zugleich erläuternd durch zuarbeiten.

Nach dem alt bewährten Grundsatze; Non¬

multa sed multum erschiene es mir

zweckmäßig. statt die sämmtliche Doctrine

in einer Sitzung durchzunehmen, dieselben

derart zu halbiren, daß das eine Mal

die Normalverhältniße, das andere Mal

die Pathologie der Geburt behandelt würde

Daneben sollte in allen Bezirken, wo

die Zahl der Hebammen einen gewiße Stufe

übersteigt der Curs als ein zwei-

theiliger abgehalten werden.

Da aber ein fruchtbringender Erfolg

dieser Prüfungen jeden falls auch von

der Art u. Weise abhängig ist, wie

solche von dem Examinator vor¬

genommen wird u das hiezu nöthige

Geschick u. die gehörige Gewandtheit haupt¬

sächlich durch vielfache praktische Uebung

erlangt werden kann möchte ich

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die Frage anregen, ob es nicht vortheilhafter

wäre in Zukunft von Seiten des Sanitäts¬

rathes nur einen Prüfungsexperten sammt

Stellvertreter zu erneuen, wovon der

erstere die 3 von ihm nicht bewohnten Be¬

zirken, der letztere dagegen denjenigen

des ersteren zu übernehmen hätte.

Daneben halte ich ein absolut nothwendig, daß

dem Experten ein entsprechendes Phantom sammt

scelettirten weiblichen Becken u. Kindsschädel zur

Verfügung gestellt werden, indem es allein an

der Hand dieser Lehrmittel möglich sein wird

den Unterricht gehörig zu veranschaulichen

Betreffend Armamentarium der Hebammen

bleibt mir noch außer der schon oben beantragten

Ersetzung der großer Spritze durch den Irrigator

nach zu tragen, es möchte dem selben die

Milchpumpe bei gefügt werden. Fauerhin

sollten sämmtliche Hebammen in Zukunft

mit einer Lösungs von 5 % Caroloal ver¬

sehen sein mit der stricten Anweisung.

nur mit dieser alleine die Unter¬

suchung Kreisenden vorzunehmen. —

Ich habe die Ueberzeugung, daß durch

dieses einfache Vorgehen in Verbindung

mit gewissenhafter Desinfection u. Rein¬

haltung der gebrauchten Untersilien.

manches Puerperal Fieber vermieden

u. so auch manches mütterliche u. kindliche

Leben erhalten werde.

Schließlich möchte ich noch das Postulat

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aufstellen, dass wo und wenn immer thunlich jede Hebamme, in deren Praxisfälle von

Puerperalfieber vorkommn, sich für einer gewissen Zeit gänzlich der Ausübung ihres Berufes zu enthalten hat