Lieber Freund!
Wir freuen uns alle sehr, Sie bald wieder hier zu sehen. Sie werden freilich manches anders finden, als Sie es verlassen. Schmidt ist fort - Sie allein können wissen, was für ein Verlust es für mich ist, diesen zuverlässigen treuen Freund nicht mehr in der Nähe zu haben. Für ihn selbst ist es übrigens gut, in anderer Luft zu athmen, wo ihm nicht jeden Augenblick unangenehme Erinnerungen aufstossen; auch scheint es mit seiner Gesundheit viel besser zu stehen, sodass der neue Aufenthalt in jeder Beziehung günstig auf ihn wirken muss. 
In seinem letzten Briefe erkundigt er sich nach Ihnen und lässt Sie grüssen. Im vorigen Monat war ich zum zweiten Mal (das erste mal im October) in Zürich, wo ich ein kleines Stück Land gekauft, um darauf ein Atelier zu bauen, das hin und her schreiben, Pläne zeichnen und ausrechnen hat viel Zeit in Anspruch genommen. Doch ist die Sache jetzt im Gange und da fast der ganze Bau in Holz hergestellt wird, so kann es i April fertig sein und auch sofort bezogen werden. Eine Wohnung habe ich ebenfalls schon gemietet. Ich bin also schon mit einem Fuss in Zürich und muss gestehen, dass ich mich nun 
darauf freue, Florenz bald zu verlassen. Zürich bietet viel, was eben hier nicht zu haben ist. Eine reizende Umgebung, Musik, und eben, was Sie auch zu Hause gefunden, einen Verkehr mit civilisierten Leuten, der hier nicht zu haben ist. Mit den Italienern bin ich übrigens schon lange fertig. Ungestört wird sich's übrigens auch in Zürich leben lassen, wenn man sich rechtzeitig das Unangenehme fern hält. Sie werden meine Familie sehr vermindert finden. Hans ist seit 2 Monaten in Antwerpen auf der Academie und schreibt, dass er von Morgen bis spät Abends abeiten müsse. Angela ist seit 1 Monat in Aarburg (Schweiz) in einer Mädchenpension, um dort noch ein Jahr lang ihre Ausbildung zu 
vervollkommen, eigentlich mehr, um deutsche Anschauung, Ordnung und auch Sprache kennen zu lernen. Hiefür scheint sie noch nicht viel begeistert zu sein, denn ihre Briefe erzählen nur Heimweh. - Meine Tochter Clara mit Mann sind wieder hier und werden auch nach Zürich kommen. Z. Hell ist ebenfalls hier. Was er aber thun wird weiss er wol selbst noch nicht. Widmann ist noch nicht aus Spanien zurück. Swertschkoff befindet sich in Algir, um dort seinen alten Schnupfen los zu werden. So, jetzt sind Sie vorbereitet, dass Sie gleich wissen, wie Sie dran sind wenn Sie herkommen. Einstweilen, meine herzlichsten Grüsse und Wünsche, dass es Ihnen wohlergehe.
Ihr treuergebener A. Böcklin