Copie eines Briefes von Prof. A. Böcklin an meinen Vater in Essegg (Osiek) während ich in Florenz am Typhus erkrankt bin und bei Herr [Hagen?] Wolf und Marie Knopff deshalb in Pflege war.
(Sigm. Landsinger)
Verehrtester Herr!
Ihren Brief mit M 100.- Inhalt habe ich erhalten. Ihrem Sohne geht es aber jetzt so wider Erwartung gut, dass es wohl möglich sein wird, ihm in einigen Tagen das Geld zur Selbstverwaltung einzuhändigen. Einstweilen ist ihm noch nicht mitgeteilt worden, dass Sie von seiner Krankheit in Kenntnis gesetzt worden sind. Dies wird aber morgen oder übermorgen möglich sein. Nun habe ich noch eine Bitte an Sie, verehrter Herr, welche ich glaube mit Erfolg an Sie richten zu dürfen. Ihr Sohn hat die Krankheit glücklich überstanden, doch wird seine vollkommene Herstellung und die hiezu nötige Pflege noch einige kurze Zeit dauern, während welcher er erwerbsunfähig bleibt. Anfang nächster Woche verreise ich und ihr Sohn wird in seine frühere Wohnung in Via Apollonia ziehen. Nun möchte ich Sie bitten, ihm unaufgefordert entweder Geld zu schicken oder anzubieten, damit er nicht aus Sparsamkeit die ihm noch nötige bessere und reichlichere Nahrung sich versagen muss, bevor die Kräfte wieder vollkommen hergestellt sind.- Die Auslagen für Arzt, Wärterin, Bäder und dergleichen werden nicht unbedeutend sein und um wieder zu eigenen Mitteln zu kommen muss erst eine Arbeit vollendet werden, welche noch einige Wochen dauert. An Sie würde er sich aber nur in den äussersten Not wenden und eben diesem möchte ich hiermit vorbeugen.
26. Heute ist er zum erstenmal ausgegangen. Es ging zwar langsam, doch erholt er sich sichtlich und freut sich, wie eben nur ein Reconvalescent es kann, des Sonnenscheins und des Lebens. In der Ueberzeugung, dass Sie an Ihrem Sohn viel Freude erleben werden, grüsst Sie hochachtungsvoll
Ihr ergebener A. Böcklin