Lieber Landsinger!
Es regnet so stark und ist dabei so dunkel, dass ich einige Augenblicke zu malen aufhöre, um Ihnen einen Gruss zu schicken und meine Freude über Ihre vorschreitende Genesung auszusprechen. Ferner danke ich Ihnen noch besonders im Namen meiner Frau für Ihre schöne Sendung Alpenrosen und die prächtigen Moose, die ich in meiner kleinen Anlage am Leben zu erhalten hoffe. 
Wichtiges wüsste ich nicht zu melden, was nicht auch nach Ihrer Thalfahrt, die doch hoffentlich bald möglich, dasselbe Interesse hätte. Von der Bach Haendel Feier werden wir nicht berührt, als nur in sofern, dass sowohl Samstag als gestern, Dienstag, die Tonhalle für die Aufführungen in Anspruch genommen war und ich deshalb seit 8 Tagen keine Musik mehr gehört habe. Ich glaubte mich wieder nach Florenz versetzt. Es ist übrigens doch ein grosser Unterschied zwischen dem Sommer hier und dem in Florenz. 
Von Unerträglichkeit der Hitze ist hier keine Rede, und kommt der Arbeit sehr zugute. Meine beiden Bilder, Insel und Prometheus, sind soweit fertig, dass beide am nächsten Montag wandern können, ohne dass ich dabei vor Hitze gesäufzt hätte. Dazu ist das Licht im Atelier herrlich - und da ich eben vom Licht spreche sehe ich, dass der Regen vorbei und über dem Ütliberg die Sonne durch die Wolken bricht. Leben Sie recht wol und geniessen Sie froh, was zu geniessen ist.
Ihr A. Böcklin