S. Terenzo 15 December 1892
Sehr geehrter, lieber Herr Professor! Wir sind am Verreisen nach Firenze, es ist gepackt, die Koffer sind schon fort und da möchte ich doch nicht nur hier weg, ohne Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin Briefe beantwortet, oder wenigstens einen freundlichen Gruss von hier aus geschickt zu haben. Doch werden wir so bald als möglich wieder herkommen und hoffen im nächsten Sommer Sie hier zu sehen. Besser kann es nirgends sein. Aber da es mir einstweilen so gut geht, so habe ich ein Portrait zu malen zugesagt, und werde mit Vorsicht anfangen, wie mit meine Leistungsfähigkeit macht. Ich habe das Gefühl, Alles zu können. Nun kommt die Probe. Ihrer Frage bezüglich Ankauf eines Bildes durch die Kunstcommission bringt mich einigermassen in Verlegenheit. Die paar Sachen, die ich dato auf Lager habe, sind in meiner Meinung nicht so, dass ich Sie  zum Ankauf für die Eidgenossenschaft wegfallen möchte. Jedenfalls möchte ich Sie vorher noch sehen. Die Vermittlung der Sachen wäre mir gräulich. Gurlitt ist ja nicht mehr in Geschäft, soweit ich weiss, sondern im Irrenhaus, und der Schurke Neubart führt das Geschäft fort. Ich bin ja noch nicht tod und werde, wenn es so gut weiter geht, noch weiter Bilder malen und sollte mir eins gut scheinen, so werde ich zum Ankauf nicht ermangeln, es zum Ankauf zu empfehlen. Wenn meine Arbeit in Florenz gethan und die Gesundheit nichts einzuwenden hat, so komme ich, etwa im Mai, zur Inspektion nach Zürich. Der Bund und die Commission werden hoffentlich bis dahin vom Sehnsucht nach einem Werke noch wir nicht platzen. Ich werde fortwährend so gustiert, dass die bösesten, sinnentstellendsten Schreibfehlern entstehen. Ich bitte Sie zu glauben, dass dieses Auslassen der "nicht" ganz absichtslos geschah, denn wie kann man so was wünschen! Mit herzlichem Dank für Ihr freundliches Schreiben und Wünschen für die Genesung Ihrer lieben Frau, welcher ich Sie mich bester zu empfeheln bitte.
Ihr ganz ergebener A. Böcklin
Meine Frau schliesst sich dieser Bitte an. Der G. Kellerband sehr schön besten Dank! Bete fortwährend darin